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Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Flexible Lösungen in Forschung und Gesundheitswesen

Gemeinsam mit unserem Arbeitskreis Familienvielfalt haben wir familienfreundliche Arbeitgeber in Kaiserslautern besucht. Wie geht Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Wissenschaft, zum Beispiel im Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe? Welche Möglichkeiten haben berufstätige Mütter im Schichtdienst als Pflegekraft im Westpfalzklinikum meinen Alltag  zu meistern? Die Ideen der Arbeitgeber sind vielfältig: Von größtmöglicher Selbstbestimmung zu mobilen Spielzimmer, sollten die kleinsten doch mal zur Arbeit mitkommen, Urlaubsspenden für pflegende Angehörige bis hin zu garantierten Arbeitszeiten im Rahmen von Flex-Teams. 

 

Familienfreundlichkeit am Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe

 

Das Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe engagiert sich intensiv für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Durch flexible Arbeitszeiten, mobiles Arbeiten und ein eigens eingerichtetes Familienzimmer wird den Mitarbeitenden mehr Freiraum geboten. Ergänzend dazu steht ein Gleichstellungsbudget von jährlich 10.000 Euro zur Verfügung, das gezielt für Maßnahmen zur Förderung der Chancengleichheit eingesetzt wird. Ein internes Mentoring-Programm für Frauen, das in Kooperation mit der RPTU umgesetzt wird, bietet zusätzliche Unterstützung auf dem Karriereweg.

Besondere Aufmerksamkeit gilt der Unterstützung pflegender Angehöriger. Da Pflegefälle oft unerwartet eintreten, hat das Institut Modelle wie die Urlaubsspende eingeführt, um betroffene Mitarbeitende zu entlasten. Trotz tarifrechtlicher Herausforderungen werden kontinuierlich kreative Lösungen entwickelt, um größtmögliche Flexibilität zu gewährleisten. Individuelle Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit von Sabbaticals tragen ebenfalls dazu bei.

Ein zentrales Anliegen bleibt die Kinderbetreuung. Um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einen frühen Wiedereinstieg in ihre berufliche Tätigkeit zu ermöglichen, plante das Institut, eine eigene Kita mitzufinanzieren. Dieses Vorhaben wurde jedoch von der Stadt abgelehnt. Besonders für internationale Forschende stellt die Residenzpflicht für Kita-Plätze eine Hürde dar, da sie den Zugang zu Betreuungsangeboten erschwert.

Auch die Anpassung der Meetingzeiten soll Eltern entlasten. Dennoch lassen sich frühe Termine nicht immer vermeiden, weshalb eine kontinuierliche Sensibilisierung der Führungsebene und Belegschaft unerlässlich ist.

Hinzu kommt der Wohnraummangel, der insbesondere internationale Forschende betrifft. Da Visa oft erst nach Nachweis eines Wohnsitzes ausgestellt werden, stellt die begrenzte Verfügbarkeit von Wohnheimplätzen eine zusätzliche Herausforderung dar.

Trotz dieser Schwierigkeiten zeigt sich, dass die familienfreundlichen Maßnahmen nicht nur Frauen zugutekommen. Auch männliche Mitarbeitende werden zunehmend dazu ermutigt, sich stärker in die Care-Arbeit einzubringen. Das Institut bleibt aktiv in Netzwerken zur Gleichstellung und setzt sich kontinuierlich für Verbesserungen ein.

 

Familienfreundlichkeit am Westpfalz-Klinikum

 

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist auch am Westpfalz-Klinikum ein zentrales Thema. Besonders die Kinderbetreuung stellt eine große Herausforderung dar. Der Versuch, einen Betriebskindergarten einzurichten, scheiterte an hohen bürokratischen Hürden, darunter die Residenzpflicht für Kita-Plätze. Zudem sind die regulären Kita-Öffnungszeiten oft nicht mit den Schichtdiensten in der Pflege vereinbar, weshalb eine eigene Einrichtung für das Klinikum wünschenswert wäre. Ohne passende Betreuungsangebote wird es für viele Mitarbeitende schwierig, ihre Arbeit fortzusetzen.

Neben der Kinderbetreuung setzt das Klinikum auf flexible Arbeitszeitmodelle, um die unterschiedlichen Lebenssituationen der Beschäftigten zu berücksichtigen. Ein bewährtes Konzept ist das Flexteam, bei dem Mitarbeitende ihre Arbeitszeiten verbindlich mit dem Arbeitgeber abstimmen, ohne kurzfristig zu zusätzlichen Diensten eingeteilt zu werden. Dies ermöglicht eine bessere Planbarkeit und erhöht die Zufriedenheit der Beschäftigten. Ergänzend gibt es den Flexpool, bei dem Pflegekräfte ohne feste Station arbeiten und je nach Bedarf eingesetzt werden. Dadurch wird nicht nur Eltern geholfen, sondern auch das gesamte Team entlastet, indem spontane Dienstplanänderungen reduziert werden.

Um die Vereinbarkeit weiter zu verbessern, sind zusätzliche Maßnahmen in Planung, darunter Ferien- und Notfallbetreuung. Hier gilt es jedoch, haftungsrechtliche Fragen zu klären. Auch für pflegende Angehörige gibt es Herausforderungen: Die Verfügbarkeit und Finanzierung von Pflegeplätzen bleibt ein Problem. Daher unterstützt eine interne Sozialberatung Mitarbeitende, indem sie Hilfsangebote vermittelt und im Alltag entlastet.

Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich, dass die flexiblen Modelle nicht nur für Eltern, sondern für alle Mitarbeitenden Vorteile bieten. Sie verbessern die Planbarkeit, erleichtern die Personalgewinnung und tragen dazu bei, dass wertvolle Fachkräfte langfristig im Klinikum gehalten werden.